Zierpflanzen, deren Früchte essbar sind
Mein Garten ist kein Nutzgarten. Seine Aufgabe besteht lediglich darin, zu grünen und zu blühen und somit das Herz zu erfreuen. Wenn ich nebenbei noch ein paar Kräuter für die Küche ernten und im Sommer eine Handvoll Beeren pflücken kann, genügt mir das schon. Obwohl ich zugeben muss, dass ich doch so manches Mal neidisch auf die Ausbeute meines Nachbarn schiele. Nicht nur die Zutaten für seinen Salat findet er – ökologisch angebaut – vor seiner Haustür!
Gänzlich ertraglos sind wir Ziergärtner allerdings nicht. Wir lassen lediglich die meisten Beeren ungenutzt am Strauch hängen – oder schneiden sie sogar ab, um die Pflanze zum Weiterblühen zu ermuntern! Fälschlicherweise halten wir die uns unbekannten Früchte für ungenießbar. Allenfalls Vögel können sich daran laben. Stimmt das wirklich?
Eines vorweg: Selbst wenn einige Bäume und Sträucher mit der Vorsilbe „Zier“ beginnen, kannst du ihre Früchte durchaus weiterverarbeiten und essen. Roh schmecken sie nicht besonders, aber für Marmelade sind sie gut genug: Ob Zierapfel, Zierpflaume oder Zierquitte – die oftmals kleinen Früchte dieser Pflanzen sind nicht giftig!
Die Früchte der Fuchsie
Nehmen wir doch mal die Fuchsie (Bild siehe oben), einen Halbstrauch, der die wohl schönsten Blüten hervorbringt, die die Natur zu bieten hat: Was für ein bezaubernder Anblick – und essbar obendrein!
Belässt man die befruchteten Blüten an der Pflanze, gehen kleine Beeren daraus hervor. Auch diese sind genießbar, ihr Geschmack soll sogar an Kirschen erinnern. Kein Wunder, dass sie in Irland und Großbritannien zu Kuchen und Marmeladen weiterverarbeitet werden. (Allerdings gedeihen sie dort auf Grund des milderen Klimas besser als hier! -Da ist die Ausbeute natürlich größer.)
Insbesondere die folgenden Sorten sollen sich geschmacklich lohnen:
- Fuchsia corymbifolia
- F. excorticata aka Kotukutuku
- F. magellanica and cultivars ‚Globosa‘ and ‚Tresco‘
- F. procumbens
- F. splendens and cultivar ‚Karl Hartweg‘
- F. venusta
In jedem Fall aber sind alle Fuchsien-Früchte essbar. Schade nur, dass Fuchsien nicht frosthart sind, also nicht einfach in den Garten gepflanzt werden können. Im Kübel sind sie besser aufgehoben, weil man sie im Winter ins Gewächshaus o.ä. holen kann.
Im Orient längst Küchenzutat: Maulbeeren
Maulbeerbäume sehe ich hierzulande selten. Ich war folglich wirklich erschrocken, als ich letzten Sommer an einem vorbeiging, der voller Früchte hing. Letztere konnte ich nämlich absolut nicht zuordnen und fürchtete erst, dass es sich um lauter eklige Larven handelt, die den armen Baum befallen hatten. (Das könnte natürlich auch an meiner Kurzsichtigkeit liegen, seufz.)
Maulbeeren gibt es in allen Schattierungen von weiß über rosa und rot bis hin zu fast schwarz. Diese Vielfalt ergibt sich aus den drei Hauptarten und weiteren Hybriden, darunter: Morus alba, der in Asien beheimatet ist; Morus rubra, der im östlichen Nordamerika beheimatet ist; und Morus nigra, der in der klassischen persischen, türkischen und griechischen Küche verwendet wird.
Alle Früchte der Maulbeerbäume sind essbar. Sie können frisch, getrocknet, als Saft oder in Backwaren verwendet werden. Maulbeerbäume sind selbstbefruchtend und haben kaum Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten. Die schwarze Maulbeere ist jedoch etwas frostempfindlich und gedeiht am ehesten dort, wo auch Wein angebaut wird.
Nicht nur ein Dufterlebnis: Ölweide
Ölweiden stellen kaum Ansprüche und gehören damit zu den pflegeleichten Pflanzen. Die mit dem Sanddorn verwandten Sträucher benötigen kaum Nährstoffe, bevorzugen einen sandigen Boden und kommen mit Trockenheit gut zurecht. Noch dazu sind ihre Früchte essbar, und zwar die der folgenden Sorten:
- Reichblütige Ölweide (Elaeagnus multiflora)
Sie ist auch als Essbare Ölweide bekannt und ist ein robuster laubwerfender Strauch. Von Mai bis Juni duften ihre Blüten herrlich süß, die saftigen, süß-sauren, roten Beeren erscheinen ab August bis September.
- Korallen-Ölweide (Elaeagnus umbellata)
Eine der bekanntesten Arten ist die Korallen-Ölweide. Der bis zu vier Meter hohe dornige Strauch ist frosthart und sehr robust. Im Winter wirft die Ölweide ihr Laub ab, während die gelblichen Beeren von Ende September bis November am Strauch hängen bleiben. Die Korallen-Ölweide schmeckt saftig und süßsauer.
- Schmalblättrige Ölweide (Elaeagnus angustifolia)
Mit den hellgelben Früchten gilt die Schmalblättrige Ölweide hierzulande als Alternative zum Olivenbaum – und das obwohl auch sie in unseren Breiten nicht frosthart ist! Dank ihres graugrünen Laubs sorgt sie für mediterranes Flair im Garten. Die Ölweide wächst entweder als Strauch oder als kleiner Baum und blüht von Mai bis Juli. Die essbaren Früchte werden bereits ab Juli reif und oft in der orientalischen Küche (in getrockneter Form) verwendet.
Die Früchte der o.g. Ölweiden-Sorten sind allesamt roh verzehrbar, können aber auch weiterverarbeitet werden. Sogar die Blüten werden weiterverarbeitet: in der Parfümindustrie! Allerdings benötigt man mindestens zwei Sträucher der o.g. Sorten, wenn aus den Blüten Früchte werden sollen, da die Ölweiden auf eine Fremdbestäubung angewiesen sind.
Gesund und lecker: Felsenbirne
Dass die Felsenbirne Früchte trägt, steckt schon im Namen, wenngleich sie nicht viel mit der echten Birne gemeinsam hat. Dennoch wird die Felsenbirne nur wegen ihrer hübschen, sternenförmigen Blüten gepflanzt, die im Frühjahr bis in weite Ferne leuchten. Aus diesen gehen im Spätsommer viele kleine, schwarzblaue Früchte hervor, die an Beeren erinnern. Sie werden jedoch Apfelfrüchte genannt und sollen süß und saftig schmecken. Gesund sind sie obendrein. Trotzdem habe ich mich noch nicht getraut, sie in den Mund zu nehmen…
Wie bei den oben genannten Sträuchern und Bäumen werde ich mich auch bei der Felsenbirne erst einmal darauf beschränken, Marmelade daraus herzustellen. Das hat den Vorteil, dass die in den Früchten enthaltene Blausäure beim Kochen unschädlich gemacht wird.
Dass die Früchte der Felsenbirne – hierzulande sind vor allem die Kupferfelsenbirne und die Gemeine Felsenbirne verbreitet – essbar sind, ist übrigens schon lange bekannt. Im Volksmund nannte man sie früher „Korinthenbaum“, weil ihre Früchte getrocknet wie Rosinen verwendet wurden.
Mahonie: Nach dem Frost kommt die Ernte
Der Mahonienstrauch ist nicht nur ein beeindruckender Winterbüher, sondern bringt auch essbare Beeren hervor! Vor allem die Beeren der Sorten Mahonia aquifolium, Mahonia haematocarpa, Mahonea nervosa, Mahonia repens, Mahonia swaseyi, Mahonia trifoliolata können zu Kuchen, Marmeladen, Süßigkeiten und Getränken weiterverarbeitet werden.
Das Aussehen der dunkelblauen Beeren der Mahonie erinnert stark an Blaubeeren, geschmacklich sind sie jedoch nicht vergleichbar:
Im Gegensatz zu Heidelbeeren, die dank jahrhundertelanger Züchtung süß und prall sind, beinhalten Mahonia-Beeren noch die Spuren der Natur. Sie sind rau, säuerlich, dafür aber voller Vitamin C und Antioxidantien.
Übrigens: Die Beeren des leuchtend gelb blühenden Strauchs sind erst reif, wenn sie ein paar frostige Nächte durchgestanden haben.
Dies sind nur fünf Sträucher, die essbare Wildfrüchte hervorbringen. Da draußen gibt es noch so viele mehr, die uns weitestgehend unbekannt sind. (Welch ein Glück für die Vögel und anderen Kleintiere, die auf die vitaminreiche Kost angewiesen sind!) Und noch einen Pluspunkt halten die meisten der o.g. Sträucher bereit: Sie sind wahre Trockenkünstler, was man nicht von vielen Nutzpflanzen behaupten kann.
Wer auch im Ziergarten hin und wieder etwas ernten möchte, kann sogar mit Exotik punkten: Kaum jemand wird wohl schon mal von einer Fuchsie genascht haben!
MM
Hallo Miss Minze,
ich bin noch nie darauf gekommen, die Beeren unseres Mahonienstrauches zu probieren. Vielen Dank für diesen Tipp. Ich glaube, ich werde den ersten Versuch mit einem Kuchen starten. Ich bin schon gespannt wie die Beeren schmecken.
Liebe Grüße
Alexandra
Ich bin auch erst bei meiner Recherche darauf gestoßen! Bei mir wachsen einige Mahonien sogar wild im Garten, ich habe sie aber nie so recht zur Kenntnis genommen – bis jetzt! Ich werde mich erstmal langsam herantasten und eine Beere probieren, sobald sie reif sind… Drück mir die Daumen!!!
MM