Was für eine Reise nach Schottland spricht – und was dagegen
Schottland ist – verglichen mit Deutschland – ein kleines Land, und trotzdem ist es erstaunlich vielseitig und geschichtsträchtig, so dass selbst längere Aufenthalte dort niemals langweilig werden.
Ich schreibe aus der Sicht eines wahren Schottland-Fans. Schon dreimal haben wir die Edinburgh, Glasgow und die Highlands besucht. Trotzdem möchte ich euch etwaig auftretende Schwierigkeiten nicht verheimlichen…
Von unseren drei Reisen nach Schottland hat mir unsere letzte am besten gefallen. Zum ersten Mal waren wir (längere Zeit) am Meer, genau genommen an der Westküste (rund um Oban, Fort William und Mallaig).
2013 hat es uns in die zentralen Highlands und an die Ostküste (Aberdeen) verschlagen. Aberdeen selbst war – für eine Großstadt – ziemlich langweilig. Immerhin gab es eine sehr lange Strandpromenade, der Strand selbst war allerdings unspektakulär (typischer Nordseestrand). Südlich von Aberdeen kann man jedoch beeindruckende Steilküsten bewundern, insbesondere Dunnottar Castle ist spektakulär!
Doch zurück zu unserer Reise im Jahre 2020: Die Westküste kann man sich in etwa so vorstellen wie norwegische Fjorde. Allerdings heißen sie in Schottland „Lochs“ (Seen werden auch „Loch“ genannt – offenbar machen die Schotten keinen Unterschied zwischen Süß- und Salzwasser).
Es gibt also viele Meeresarme, die weit ins Festland hineinreichen. Links und rechts davon erheben sich fast schon irreal schöne Berge. Das ist nicht nur herrlich anzuschauen, sondern auch superpraktisch, schließlich kann man nicht nur Bootstouren und Strandspaziergänge unternehmen, sondern auch Gipfel erklimmen. Nur baden kann man nicht, da es zu kalt ist (für mich zumindest).
Einziger Wermutstropfen: Schnell voran kommt man nicht, denn die meisten Wege führen um die Lochs herum, was die Strecken enorm verlängert. Brücken oder Fähren gibt es nur selten. Aber wie heißt es so schön?: Der Weg ist das Ziel…
Das spricht für einen Urlaub in Schottland
- Unglaublich freundliche Menschen: Es ist doch immer wieder überraschend, wie groß der Unterschied zwischen Deutschen und Briten in Punkto Freundlichkeit und Höflichkeit ist. Das fängt bei der Passkontrolle im Flughafen an und endet bei den Securities im Museum. Auf schottischer Seite sind die Leute stets darum bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. In Deutschland, nun ja, ihr kennt es…
- Wahnsinnig schöne und vielseitige Landschaft: Siehe Fotos!
- Jede Menge touristische Angebote: Schottland versteht sich als Reiseland und bietet Urlaubern daher die unterschiedlichsten Ziele und Attraktionen. Wildlife-Bootstouren, Insel-Hopping, Burgen/Burgruinen ohne Ende, diverse Wander- und Radwege, tausende Restaurants, B&B’s, supergut ausgestattete Ferienhäuser (jedes noch so kleine Haus verfügt über eine Waschmaschine, so dass man nicht viele Klamotten mit in den Urlaub schleppen muss), Campingplätze und in den Großstädten natürlich ganz viel Kultur und eine breite Palette an Festivals. In Glasgow ist der Eintritt für die bedeutendsten Galerien und Museen sogar stets für jeden kostenlos!
Apropos Glasgow: Der wunderbare Passenger hat der Stadt ein Lied gewidmet, eines, das man sich immer wieder anhören kann, weil es so schön ist (Feather on the Clyde):
Well there’s a river that runs through Glasgow
And makes her but it breaks her and takes her into the parks
And her current just like my blood flows
Down from the hills, round aching bones to my restless heart
Well I would swim but the river is so wide
And I’m scared I won’t make it to the other side
Well God knows I’ve failed but He knows that I’ve tried
I long for something that’s safe and warm
But all I have is all that is gone
I’m as helpless and as hopeless as a feather on the Clyde
Well on one side all the lights glow
And the folks know and the kids go where the music and the drinking starts
On the other side where no cars go
Up to the hills that stand alone like my restless heart…
- Sooo leckeres Essen!: Ja, ich bin ein Fan von Baked Beans und Scrambled Eggs zum Frühstück und schiebe mir zum Mittag auch gerne noch eine Portion Fish & Chips rein, aber ich weiß natürlich auch, dass das Geschmackssache ist. Was die Küche angeht, so hat man in Schottland dank diverser Restaurants, Supermärkte, Cafés und Fressbuden die Qual der Wahl. Die Nähe zum Meer gewährleistet zudem ein großes Angebot an Fisch, Austern und anderen Muscheln zum kleinen Preis.
- Whisky: Über 120 Destillerien in Schottland haben sich auf Whisky spezialisiert. Viele von ihnen bieten Touren durch die eigenen Werkstätten an, so dass man Wissenswertes über die Herstellung erfährt. Ein Muss für Fans.
Und das könnte gegen einen Schottlandurlaub sprechen
- Auf der linken Seite fahren: Uäähhh, wenn mein Mann nicht wäre, würde ich in Schottland ausschließlich auf die Öffis zurückgreifen (Züge & Busse fahren in jede Region, selbst auf den Inseln gibt es öffentliche Verkehrsmittel)!
- Wer – wie wir – auf den Mietwagen nicht verzichten kann, sitzt auch noch rechts und muss mit links schalten (oder man leiht sich halt einen Automatik). Das Männl ist da völlig schmerzfrei, ich trau’s mir bis heute nicht zu.
Ansonsten kann man mit dem eigenen Auto anreisen: für jene, die viel Zeit haben, durch den Eurotunnel und dann durch ganz Großbritannien, oder man nimmt die Fähre.
Auf entlegeneren Routen sind die Straßen einspurig. Wenn Gegenverkehr kommt, muss man zusehen, dass man schnell eine Haltebucht findet. Außerhalb der Städte gibt es keine Bürgersteige, d.h. man teilt sich die schmale Fahrbahn mit Fußgängern und Radfahrern.
- Viele Ziele sind ohne Auto jedoch nur schwer zu erreichen. Oft beginnen Wanderwege mitten im Nirgendwo – an einem Parkplatz.
- Wer hätte es gedacht?: Die Schotten sprechen kein Deutsch. Verständigen kann man sich daher nur auf Englisch. Sobald dich die Einheimischen als ausländischen Touri identifizieren, sprechen sie aber extra langsam und deutlich. Das versteht man auch, wenn man nur über wenige Englischkenntnisse verfügt. Unterhalten sich die Schotten miteinander, klingt ihr Dialekt teils wie eine eigene Sprache. Man muss sich das wohl so vorstellen wie das Bayrische hierzulande.
Interessant ist, dass sie das R rollen (hört sich ein bisschen an wie im Slawischen).
- Geld: Der Euro wurde in GB nie eingeführt, stattdessen wird mit dem Britischen Pfund bezahlt. Das hat mittlerweile ganz schön an Wert verloren. Man kann fast 1:1 umrechnen (Stand: Oktober 2020), was unseren Urlaub sehr vergünstigt hat. So entsprachen die Preise für Unterkunft, Kost, Benzin und Eintrittsgeldern in etwa denen in Deutschland. Wie gesagt, hängt dies von der Umrechnung ab. Bei unseren vorherigen Urlauben in Schottland mussten wir mehr zahlen.
Auf Bargeld kann man weitestgehend verzichten. Selbst Parkscheine kann man oft per Kreditkarte bezahlen.
- EC-Karten kennt man auf der Insel hingegen nicht. Deshalb werden sie i.d.R. nicht als Zahlungsmittel akzeptiert!
- Datenschutz?: Wer noch zu Corona-Zeiten nach Schottland reisen will, sollte unbedingt einen QR-Code-Scanner auf dem Handy installieren. Denn fast überall muss man sich per QR-Code registrieren, selbst bei McDonald’s! (Ohne wird man nicht reingelassen!) Zudem verpflichtet man sich als aus dem Ausland einreisender Urlauber, eine weitere App zu installieren, die jedwede Bewegung mitverfolgt. Der gläserne Mensch ist in Schottland längst Realität.
- Wetter: Angeblich gibt es kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung… Wenn es jedoch den kompletten Urlaub durchregnet, wird auch dem penetrantesten Sprücheklopfer der Optimismus vergehen. Klar, Schottland ist auch bei Regen schön, aber – tja – man wird halt nass. Darauf sollte man sich auf jeden Fall einstellen und entsprechende Kleidung mitnehmen. Wir hatten im Oktober jedenfalls Glück: Fast jeden Tag Sonnenschein! Doch selbst die Schotten meinten, das sei absolut nicht normal! Tendenziell regnet es im Frühjahr wohl am seltensten und im Herbst/Winter am meisten. Hochsaison ist – wie so oft – im August. Dann sind nicht nur die Temperaturen am höchsten, sondern man kann auch die Heideblüte bewundern.
- Anstrengend: Es gibt einfach so viel zu sehen und zu erleben, dass man am Ende des Urlaubs ganz schön geschafft ist – und das schreibe ich, ein zugegebenermaßen wahnsinnig neugieriger und hyperaktiver Mensch. Wer von einem langweiligen Strandurlaub träumt, sollte ein anderes Reiseziel wählen…
Wohin auch immer es geht, bon voyage!
MM
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