Es gibt einige künstlerisch angehauchte Hobbys, für die man glücklicherweise kein künsterisches Talent braucht. Dazu gehört das Färben und Bedrucken von Stoffen.
Zumindest für die drei Färbetechniken, die ich euch im Folgenden vorstellen werde, ist kein zeichnerisches oder handwerkliches Geschick notwendig. Ein wenig kreativ sollte man hingegen schon sein. Aber wer ist das nicht?
1. Batik mit Farbverlauf
Da ich im Winter nicht gärtnern kann, muss ich mir die Zeit anderweitig vertreiben. Dieses Jahr habe ich mal wieder meine Nähmaschine hervorgeholt, um zig Vorhänge und Rollos zu nähen. Die sollten allerdings nicht minimalistisch daherkommen: Schlichtes Weiß kam also nicht in Frage. Gerade im Winter dürstet mir nach Farbe. Deshalb habe ich mich erstmals in meinem Leben ans Textilfärben gewagt.
Genau genommen wollte ich Batiken. Und noch genauer: Einen Farbverlauf auf den Stoff zaubern. Ein Raffrollo mit Farbverlauf war folglich das erste Nähprojekt, das ich in die Tat umgesetzt habe.
Um einen Farbverlauf hinzubekommen, benötigt man:
- natürlichen Stoff, zumeist Baumwolle oder Leinen, einige verwenden auch Wolle oder Seide
- Textilfarbe (ich habe Simplicol verwendet)
- Eimer oder große Schüssel
- ggf. Gummihandschuhe und einen Kochlöffel
Und so geht’s:
Die Textilfarbe wird nach Anleitung im mit Wasser gefüllten Eimer aufgelöst. Bevor man den Stoff hineintaucht, feuchtet man ihn unter klarem Wasser an.
Um den Farbverlauf hinzubekommen, darf allerdings nur ein Teil des Stoffes hineingetaucht werden, der Rest hängt aus dem Eimer heraus.
Nach und nach füllst du den Eimer mit mehr Wasser auf, so dass die Farbe verdünnt wird. Gleichzeitig besprühst du den heraushängenden Teil des Stoffes mit Wasser, um ihn feucht zu halten. Somit kann das gefärbte Wasser besser „über den Stoff wandern“.
Perfekt ist es bei mir nicht geworden, denn zwischenzeitlich ist der ungefärbte Teil meiner Baumwolle etwas ausgetrocknet. (Der Färbeprozess war langwierig und zwischenzeitlich habe ich mich anderen Dingen gewidmet.) Nun sieht man leider an einigen Stellen leichte Kanten…
Beim Auswaschen des Stoffes ist außerdem der Teil, der eigentlich weiß bleiben sollte, hellblau geworden. Vielleicht kann mir jemand von euch schreiben, wie man dieses Problem löst. Denn das Ergebnis hat mich dann schon etwas irritiert.
Bei diesen Raffrollos ist ohnehin nichts nach Plan verlaufen. Das fing schon beim Stoff an: Ich habe Batist in Ecru verwendet, weil ich angenommen hatte, dass der Stoff ganz leicht sein muss, damit die Textilfarbe einen schönen Farbverlauf ergibt.
Dabei habe ich nicht bedacht, dass sich ein sehr leichter Stoff nicht sonderlich gut falten lässt – jedenfalls nicht als Faltrollo. Letzterer war eigentlich angedacht…
2. Sun Print
Da das erste Experiment alles andere als perfekt verlaufen ist, bin ich mit geringen Erwartungen an das zweite herangegangen. Damit musste ich allerdings bis zum Frühjahr warten, denn – wie der Name schon sagt – wird für diese Art des Textildrucks die Kraft der Sonne benötigt!
Ansonsten jedoch braucht man für die Sun-Print-Technik nicht viel:
- natürlichen Stoff, zumeist Baumwolle oder Leinen (ich habe recht schweren Canvas verwendet)
- Textilfarbe
- Pflanzen: Blätter und/oder Blüten
Die meisten verwenden Textilfarbe, die man mit einem Pinsel aufträgt, also nicht die für die Anwendung in Waschmaschine, Schüssel oder Topf. Diese typischerweise Stoffmalfarbe genannte Farbe muss allerdings noch verdünnt werden, um sie möglichst schnell großflächig auftragen zu können. Ich selbst habe Seidenmalfarbe verwendet, weil sie dünnflüssig ist (und ich sie schon da hatte).
Und so geht’s:
- Als erstes solltet ihr ein paar hübsche Blätter oder Blüten sammeln und euch Gedanken über ihre Anordnung auf dem Stoff machen. Schablonen und opake Gegenstände könnt ihr ebenfalls verwenden.
- Auch bei diesem Projekt wird der Stoff zunächst angefeuchtet.
- Danach pinselt man den Stoff mit der gewünschten (am besten dunklen oder kräftigen) Farbe ein.
- Nun legt ihr die Blätter/Blüten auf den Stoff und drückt sie fest. Da es an diesem Tag windig war, habe ich die Blätter zusätzlich mit Steinen beschwert.
Es können ein paar Stunden vergehen, bis die Sonne den Stoff getrocknet hat. (Bei mir hat es recht lange gedauert, weil mein Stoff im Schatten lag, aber das Licht dort hat trotzdem ausgereicht.)
Schlussendlich war ich erstaunt, wie gut die Blätter auf dem Stoff zu erkennen sind:
Um die Farbe haltbar zu machen, braucht ihr den Stoff lediglich zu bügeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass man den Sun-Print-gefärbten Stoff zu Taschen, Servietten oder (kleinen) Tischdecken weiterverarbeiten kann. Für Vorhänge ist der Farbverbrauch wohl zu hoch…
Was genau erzeugt das Muster?
Es ist tatsächlich das Infrarotlicht („Wärmestrahlung“), das den Trick bewirkt. Es ist nicht das ultraviolette Licht, wie manchmal behauptet wird, sondern das Infrarotlicht. Die belichteten Stellen trocknen zuerst im warmen Licht; der belichtete Stoff saugt während des Trocknens zusätzliche nasse Farbe aus der Unterseite des Stoffes auf. Das Ergebnis sind hellere „Flecken“ an den Stellen, an denen Sie die Maskierungsobjekte platziert haben. Dort, wo das Licht der Sonne oder der Wärmelampe hinkam, ist die Farbe hingegen kräftiger.
Quelle: How to Dye and Paint Fabric with Light (pburch.net)
3. Blumendruck mit dem Hammer
Diese Drucktechnik kommt etwas brutal daher. Schließlich wird mit einem Hammer auf Blätter und Blüten eingeschlagen, um deren natürliche Farbpigmente auf den Stoff (oder Papier) zu übertragen. Anleitungen findet man überwiegend in englischer Sprache unter Hammered Flowers oder Pounded Flower Art, aber die Technik kommt wohl ursprünglich aus Japan.
Wenn ihr Hammered Flowers auf Stoff drucken wollt, seid euch bewusst, dass der Stoff nicht gewaschen werden darf. Ansonsten wird der Blumendruck weitestgehend ausgewaschen. Die Technik eignet sich deshalb nicht für Gebrauchsgegenstände wie Klamotten oder Gardinen.
Das braucht ihr für Hammered Flowers:
- natürlicher Stoff oder festes Papier
- außerdem Backpapier, Transparentpapier oder Küchenkrepp
- frische Blumen und/oder Blätter
- Hammer
Und so geht’s:
Blüten und Blätter werden (Köpfchen nach unten) auf dem Stoff bzw. Papier zu einem hübschen Bild arrangiert. Einige bilden einen Blumenstrauß, andere setzen kleine Blätter zu einem Mandala zusammen. Hier könnt ihr der Fantasie freien Lauf lassen.
Danach wird das „Gemälde“ mit Küchenkrepp o.ä. abgedeckt – und schon kann das Hämmern beginnen!
Ich selbst habe Hammered Flowers noch nicht ausprobiert, obwohl ich viele Hornveilchen im Garten habe und diese sich hervorragend als Farbspender eignen würden. Aber die Technik steht auf meiner To-Do-Liste. Fotos werden also nachgereicht.
Bis dahin kann ich euch diese englischsprachige Schritt-für-Schritt-Anleitung empfehlen oder folgendes Video in deutscher Sprache (interessant ist hier, dass statt eines Hammers ein Stein verwendet wird, was die Sache noch etwas martialischer wirken lässt…).
Wie weiterverwerten?
Das Resultat des Blumendrucks kann wie ein Bild eingerahmt werden oder es wird eine Glückwunschkarte daraus gebastelt. Den bedruckten Stoff könnte man ähnlich weiterverarbeiten wie andere Stoffreste auch: Eine Hülle fürs Kirschkernkissen daraus nähen, eine Kosmetiktasche oder vielleicht eine Wimpelkette.
Auf jeden Fall wünsche ich euch ganz viel Spaß und gutes Gelingen beim Färben und Bedrucken eurer Stoffe!
MM
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