Pflanzen aus Samen zu ziehen, ist nichts für Ungeduldige – zumindest nicht, wenn man den Samen direkt im Garten ausbringt. Im Frühjahr sind die Nächte oft noch kalt, was nicht nur den Keimerfolg beeinträchtigen kann, sondern vor allem die Keimdauer beträchtlich verlängert.
Samen vorziehen: So klappt es ohne Erde!
Schon oft hatte ich das Problem, dass meine ausgesäten Samen nicht keimen wollten, was mich fast zur Verzweiflung gebracht hat! Ich habe gegossen und gewartet und gegossen und noch einmal gewartet – vergebens.
Es gibt jedoch eine ganz einfache Methode, damit aus wärmeliebenden Samen schnell Pflänzchen sprießen. Dafür benötigt man kein Gewächshaus, nicht einmal ein klitzekleines!
Hierfür legst du die Samen einfach auf Küchenkrepp (Toilettenpapier oder Zeitung funktionieren alternativ auch), befeuchtest dieses mit Wasser und legst es auf einen Unterteller oder Ähnliches. Damit die Feuchtigkeit nicht zu schnell entweicht, kannst du den Teller zudem mit Klarsichtfolie abdecken. Wahlweise steckst du das befeuchtete Küchenkrepp samt Samen in einen Gefrierbeutel.
Jetzt brauchst du nur noch darauf zu achten, dass die Samen auch wirklich immer feucht sind (allerdings sollten sie nicht im Wasser schwimmen).
Diese Methode habe ich mit Tomaten– und Sonnenblumensamen ausprobiert. Ich musste nicht einmal eine Woche warten, bis die ersten Wurzeln durch die Samenschale brachen!
Allerdings: Nur die Hälfte der Samen sind gekeimt, sowohl bei den Tomaten als auch bei den Sonnenblumen.
Wenn man bedenkt, dass ich für optimale Bedingungen gesorgt habe (Wärme, Wasser, Licht), ist das eine geringe Ausbeute, finde ich. Möglicherweise liegt es daran, dass ich zu den preiswerten Samentütchen aus dem Supermarkt gegriffen habe? Genau vermag ich’s jedenfalls nicht zu ergründen.
Was die Samen brauchen, um zu keimen
- Wärme: Zum Keimen benötigt der Samen Temperaturen bis zu 25 Grad Celsius. Ist die Pflanze gekeimt, kann es ruhig kühler sein: Temperaturen ab 15 Grad Celsius reichen dann völlig. (Dies variiert von Pflanze zu Pflanze, so gibt es bspw. auch Kaltkeimer!)
- Wasser: gleichmäßig feucht halten – die Samen sollten nicht schwimmen, jedoch auch nicht austrocknen. Oft sind die Samen in ihrem Überdauerungszustand sogar regelrecht ausgetrocknet. Dann müssen sie sich erst einmal mit Wasser vollsaugen (Quellen), um zu keimen.
- Licht (bzw. Dunkelheit)
Unterschied Dunkelkeimer <> Lichtkeimer
Dunkelkeimer verschwinden in der Erde, denn sie brauchen kein Licht, um zu keimen. Zumeist handelt es sich hier um große Samen, die genug Energie gespeichert haben, um auch ohne Licht zu wachsen, bis sie die Erdoberfläche erreichen. Typische Dunkelkeimer sind zum Beispiel Lupinen, Bohnen, Mais, Stockrosen und Rittersporn. In der Regel ist das auf dem Samentütchen vermerkt. Dort findet man eine genaue Aussaatanleitung.
Lichtkeimer hingegen sollten man nicht mit Erde bedecken (oder höchstens gaaanz dünn), sondern nur leicht andrücken. Rasensamen ist hierfür ein gutes Beispiel.
Weiter geht es im Topf oder im Freiland
Zurück zu meinen Sonnenblumen und Tomaten:
Wie anfangs erwähnt, zeigten sich zunächst die Wurzelanlagen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Samen vom Küchenkrepp heruntergenommen und in kleine Töpfe gesetzt. So können sich die Wurzeln gleich in der Erde verankern und der Keimling im weiteren Verlauf Sprossachse und Keimblätter bilden.
Bei den Sonnenblümchen hat das sehr gut funktioniert. Die Tomaten haben länger auf sich warten lassen, weil ich sie gleich draußen in die Erde gepflanzt habe – und das hat ihnen bei nächtlichen Temperaturen von 3 Grad Celsius leider nicht gutgetan.
Samt Küchenkrepp ins Beet?
Sind die Samen winzig klein (wie zum Beispiel bei der Indianernessel), so ist es fast unmöglich, sie nach der Keimung vom Küchenpapier abzulösen. In diesem Fall kann man sie auch samt Küchenkrepp in die Erde pflanzen. Das müsste in etwa so funktionieren wie mit herkömmlichen Saatbändern und -scheiben, die man ja auch direkt ins Beet gibt. Das Papier verrottet nach einer gewissen Zeit in der Erde.
Falls die Samen trotz aller guten Bemühungen nicht keimen, muss es nicht an der eigenen Unfähigkeit liegen. Oft hapert’s an der Qualität der Samen. Und manchmal liegen sie einfach schon zu lange in irgendeiner Schublade herum und sind in der Zwischenzeit schlicht zu alt geworden.
MM
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