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Ja, ich habe Rasen im Garten, denn bei der Gestaltung unseres Gartens habe ich mich zunächst am Gewohnten orientiert. Und hierzulande ist ein Garten ohne Rasen schlicht undenkbar. Oder kennt ihr jemanden, der einen Garten, aber keine Rasenfläche hat? 

Ein Rasen ist ja auch praktisch, denn er bietet:

  • eine solide, trittfeste Fläche
  • einen Ort zum Spielen, vor allem für Kinder
  • eine Fläche, auf die man Gartenmöbel stellen kann
  • einen Ruhepol fürs Auge, der die umliegenden Beete besser zur Geltung kommen lässt

Ein Rasen hat also durchaus Vorzüge. Nicht umsonst feiert er schon lange einen weltweiten Siegeszug in Gärten und Parks. Selbst in noch so trockenen Regionen genießt er große Popularität.

Dabei hat der Rasen einige nicht von der Hand zu weisende Nachteile:

  • er muss übermäßig gewässert werden, um auch in Trockenperioden grün zu bleiben – Grund- oder Trinkwasser wird verschwendet
  • er muss regelmäßig gedüngt werden, um sein saftiges Grün zu behalten – das Grundwasser wird belastet
  • gut gedüngt und gewässert, wächst er sehr schnell und muss dann oft gemäht werden – das kostet Energie in Form von Strom oder Benzin
  • um das Ideal von einem Rasen aufrechtzuerhalten, muss immer wieder “Unkraut” gejätet werden – Klee und Löwenzahn sind nur zwei von unzähligen Pflanzen, die mühsam per Hand entfernt werden – das wiederum kostet Bienen u.a. Insekten Nahrung

Dafür dass ein Rasen gemeinhin als pflegeleicht gilt, stecken viele Hobbygärtner ganz schön viel Mühe und Aufwand in ihn, sehr viel mehr übrigens als in die Pflege von Stauden, Büschen oder Bäumen. Wenn der Rasen vertrocknet oder der Pflegeaufwand zu groß wird, ist es Zeit, sich über eine Alternative zu Rasen Gedanken zu machen.

Durch Zufall vom Rasen zur Wiese

Rasen in Wiese umwandeln
Vom Rasen ist nichts mehr zu erkennen.

Natürlich ist ein Rasen nicht per se schlecht. Zumindest war ich überrascht, wie widerstandsfähig er sein kann. Ich habe unseren Rasen dieses Jahr kein einziges Mal gewässert, auch dann nicht, als es über Wochen so trocken war, dass man bereits von Dürre sprach. Stattdessen habe ich ihn einfach vertrocknen lassen. Er wurde gelb, später an einigen Stellen sogar braun. Als es im Spätsommer jedoch zu regnen begann, spross auch das Gras wieder. Es verwandelte sich zwar nicht in einen teppichartigen, flauschigen Englischen Rasen, aber das Grün war immerhin als Rasen erkenn- und nutzbar. Man muss sich also lediglich in Geduld üben und etwas Vertrauen haben – ach ja, und die eigenen Ansprüche herunterschrauben

Wie eine Magerwiese entsteht

Im Vorgarten ist das Gras allerdings fast gänzlich verschwunden. Grün ist es dort trotzdem, weil sich im Sommer andere trockenheitstolerante Pflanzen selbst ausgesät haben, die nun keimen. Ich nehme an, dass es sich vor allem um die wilden Formen des Storchschnabels handelt sowie Taubnessel, Wiesensalbei, Schafgarbe, Gänseblümchen, Löwenzahn und Natternkopf, denn das sind Blumen, die auf den Grünstreifen und Brachflächen in unserer Nähe gedeihen. Die Vogelmiere verbreitet sich ebenfalls sehr schnell, allerdings (leider) lieber zwischen den Beet-Stauden, statt auf dem ehemaligen Rasen. 

Wie eine Magerwiese entsteht
Im Vorgarten: Sieht grün aus, ist jedoch kein Gras, sondern keimende „Unkräuter“

Vorteile einer (Mager-)Wiese

  • pflegeleichter als ein Rasen, da man nur sehr selten mähen muss (1-2x/Jahr)
  • geringerer Wasserverbrauch
  • hübsche Farbtupfer vom Frühjahr bis zum Herbst
  • natürlicher Lebensraum und Nahrungsquelle für Insekten, Vögel und Kleintiere
Mehr aus dieser Rubrik:  Sonnenanbeter im Garten

Nachteile einer (Mager-)Wiese

  • es braucht Zeit, um eine Magerwiese zu etablieren
  • welche Blumen blühen, unterliegt nicht immer unserer Kontrolle
  • weniger Blütenpracht als erwartet

Schritt für Schritt zur Blumenwiese/Magerwiese

A. Den Rasen vernachlässigen

Um deinen Rasen in eine bunte Wiese zu verwandeln, musst du ihn erst einmal vernachlässigen, d.h.:

  • nicht mehr düngen
  • kaum wässern

Ohne Pflege wächst das Gras beträchtlich langsamer – oder gar nicht mehr. Bei mir hat es kaum mehr als einen Sommer gedauert und es zeigten sich die ersten kahlen Stellen. Die blieben nicht ungenutzt. Die ersten „Unkraut“-Samen breiteten sich aus. 

B. Aussaat

Bei diesen ersten Pflänzchen handelt es sich oft um jene, deren Samen imstande sind, einen weiten Weg zurückzulegen, wie zum Beispiel vom Löwenzahn. Von Nachbargrundstücken, Brachflächen und Grünstreifen werden sie in unsere Gärten geweht.

Wer etwas mehr Vielfalt (oder Kontrolle über das Erscheinungsbild seiner Wiese behalten) will, sollte selbst Samen aussäen. Dafür eignet sich der Spätsommer oder der Beginn des Herbstes am besten, weil es mehr regnet, so dass du nicht oder kaum zusätzlich zu gießen brauchst. Gleichzeitig ist die Erde aber noch warm genug, um Samen keimen zu lassen. Gesät werden hauptsächlich Einjährige Blumen, die sich innerhalb einer Vegetationsperiode versamen und im darauffolgenden Jahr von Neuem keimen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Pflanzen, die sich selbst aussäen, zuverlässiger keimen als die Samen aus den gekauften Saatgutmischungen. Und auch in den Mischungen gibt es wieder Samen, die besser gedeihen als andere. Auf einer Wiese setzen sich also die besser angepassten Pflanzen durch und verdrängen die weniger gut angepassten Exemplare.

Du sparst viel Arbeit UND Ressourcen, wenn du diesen natürlichen Darwinismus akzeptierst, statt Pflanzen künstlich am Leben zu erhalten, die dem Klimawandel (häufigere Wetterextreme wie Dürren oder Überflutungen sowie steigende Temperaturen) nicht gewachsen sind.

C. Ergänzende Pflanzungen

Auch trockenheitsverträgliche Stauden und Zwergsträucher (wie Heidekraut oder Ginster) können im Herbst in die Wiese gepflanzt werden, um einen unmittelbaren Effekt zu erzielen. Darüber hinaus ist nun die beste Pflanzzeit für Blumenzwiebeln, die ebenfalls nicht fehlen sollten. Ob Narzissen, Krokusse, Traubenhyazinthen oder Zierlauch, sie alle verleihen deiner Wiese bereits im zeitigen Frühjahr Farbe.

Welche einjährigen Blumen, Stauden und Kräuter letztlich am besten wachsen, hängt vom Standort (Licht, Boden, Temperatur) ab. Oft unterscheidet sich das Vorkommen schon von einer Ecke des Gartens zur anderen. Im Schatten des Hauses gedeihen andere Gräser und Einjährige als an der exponierten Terrasse usw. Es lohnt sich, erst einmal zu beobachten, welche Pflanzen sich wo besonders wohlfühlen. 

Mehr aus dieser Rubrik:  Mulchen gegen Unkraut: Welches Material eignet sich am besten?

Pflanzen für die trockenheitstolerante Wiese

rasen in wiese umwandeln
Selbst Oregano wächst auf einigen Grünstreifen wild.

Trotzdem seien an dieser Stelle ein paar mögliche Pflanzen erwähnt, die sich für eine Magerwiese gut eignen:

  • Breitwegerich
  • Echter Quendel
  • Ehrenpreis
  • Fingerkraut
  • Gänseblümchen
  • Gundermann
  • Heidenelke
  • Karthäusernelke
  • Kleines Habichtskraut
  • Schafgarbe
  • Spitzwegerich
  • Storchschnabel
  • Wiesenknopf
  • Löwenzahn
  • diverse Arten Klee

Blumenzwiebeln

Einige der genannten Pflanzen können übrigens auch als Gewürz- und Heilkräuter oder im Salat verwendet werden 🙂


Wissenswertes zur Wiese

Auch eine Wiese färbt sich bei Trockenheit und im Winter gelb, Foto von Fabian Mardi

Eine Magerwiese ist dem herkömmlichen Rasen immer noch sehr ähnlich, und kann deshalb genauso genutzt werden. Mähen darfst du sie allerdings nur sehr selten, weil sich ihre Blumen sonst nicht versamen können. 

Auch eine Wiese färbt sich gelb, wenn es im Sommer lange heiß und trocken ist, das heißt aber nicht, dass sie stirbt. Sobald es regnet, treibt sie neu aus und erstrahlt in alter Pracht. Ganz wichtig ist, dass eine Magerwiese nicht gedüngt werden darf, denn:

Der Grund dafür liegt darin, dass durch zu viele Nährstoffe insbesondere Gräser gefördert werden, die dann die Wiesenblumen verdrängen.

GC Hubbelrath

Es ist also einfacher als gedacht, einen Rasen in Wiese zu verwandeln. Lediglich Zeit und Geduld sind gefragt. Belohnt wird die monatelange Wartezeit mit einem dem Klimawandel gerecht werdenden Stück Garten, denn eine Wiese hält Dürre- und Hitzeperioden weitaus besser stand als ein gewöhnlicher Rasen. (Ähnlich kennt ihr es vielleicht auch von Ziergräsern für sandige Böden.)

Ich war oft genug traurig, wenn ich Pflanzen in meinem Garten eingehen sehen musste – und ein wenig peinlich war mir mein unschöner Rasen ebenfalls. Letztlich hat das Sterben der einen jedoch das Erblühen der anderen Pflanzen zur Folge. Und das ist doch ein beruhigender Gedanke: Dass die Natur immer auch Pflanzen hervorbringt, die sich unter schwierigen Bedingungen durchsetzen. Jetzt liegt es am Gärtner, sich den Gegebenheiten anzupassen.

MM



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