Statt einen Reisebericht über meinen Urlaub in Neuengland zu verfassen, möchte ich mich – ans Thema meines Blogs angelehnt – auf meine Eindrücke von Natur und Gärten in diesem Teil der USA beschränken. Eines vorab: Es hat mich sehr überrascht, wie grün dort alles aussah. Selbst die Highways in New York waren gesäumt von üppigen Wäldern. Kaum hatten wir die Metropole hinter uns gelassen, waren fast alle Zeichen von Zivilisation in den ausgedehnten Wäldern verborgen.
Trotzdem sah der Garten unseres ersten Airbnb in New York so aus:
Klar, in New York hat man auch Besseres zu tun als zu gärtnern. Zumal es im Sommer unerträglich heiß werden kann – im Winter wiederum bitterkalt. Das schränkt die Pflanzenauswahl ganz schön ein.
Zudem blasen die Klimaanlagen die warme Luft aus den Häusern entweder in Richtung Vor- oder Hintergarten, was die Temperatur in der Stadt zusätzlich anheizt. Nachts lag dann auch ein ganz ungewohnter, übelkeiterregender Geruch wie eine Glocke über der gesamten Stadt. Meine Theorie: Es muss eine Mixtur aus Abgasen, Cannabis, Essengerüchen, Klimaanlagen-Abluft und Staub sein. Komischerweise verschwand der Mief tagsüber wieder.
Danach verbrachten wir viel Zeit in New Hampshire und Maine, sehr dünn besiedelte Bundesstaaten mit ausgedehnten Wäldern und Mittelgebirgen. Die Grundstückspreise sind entsprechend niedrig, jedenfalls besitzen die meisten Leute so große Gärten, dass sie sie mehr oder weniger der Natur überlassen:
Abends graste dort übrigens immer eine Rehfamilie…
Umzäunt werden die Grundstücke nicht. Mauern dienen höchstens der Verzierung. Sichtschutzzäune sind in Neuengland nahezu unbekannt, auch Eingangstore gibt es nicht! Alles ist offen. Anders als in Deutschland schirmt man sich nicht von den Nachbarn ab.
Witzig fand ich die sogenannten Wall Gardens, die man in Maine hin und wieder vor den etwas größeren Villen bewundern konnte: Die Mauer dient gleichzeitig als Blumenkübel, indem in der Mitte ein Hohlraum gelassen wird, der mit Erde aufgefüllt und bepflanzt werden kann.
Besonders in den Kleinstädten wird jeder freie Flecken mit Stauden und Büschen bepflanzt, was vor allem auf private Initiative geschieht. Deshalb strotzen die Gemeinden nur so vor üppig bepflanzten Blumenkübeln und bunten Beeten. Eine Pflanze dominiert dabei in allen Neuengland-Staaten: Die Rispenhortensie! Sie wächst dort allerdings zu einem richtigen Baum heran.
Leider habe ich viel zu wenige Vorgärten und Straßenzüge fotografiert, aber euch sei versichert: Das ästhetische Empfinden hinsichtlich Haus- und Gartengestaltung ist bei den Bewohnern Neuenglands wirklich unübertroffen und zeigt eine ausgeprägte Liebe zur Natur. Trotzdem stand in fast jedem Vorgarten auch ein Schild, auf dem der Name Trump zu lesen war – ein Bekenntnis, für wen man bei der nächsten Wahl stimmen wird. Was uns Europäern wie ein Widerspruch erscheint, lässt sich dort mühelos miteinander vereinbaren.
Das satte Grün der Landschaft Neuenglands hat mich völlig ausblenden lassen, wie trocken es zwischenzeitlich in Brandenburg gewesen ist. Trotz unseres Bewässerungssystems hat sich die Hälfte unseres Gartens in eine Steppenlandschaft verwandelt. Selbst mein Bambus ist eingegangen! Ein solch deprimierender Anblick, dass ich ihn lieber nicht fotografisch festhalten wollte.
Für die eingegangenen Pflanzen habe ich glücklicherweise schnell Ersatz gefunden: Demnächst pflanze ich ein paar Rispenhortensien – als Erinnerung an unsere Zeit in Vermont, New Hamphire, Connecticut, Maine, Massachusetts und Rhode Island.
MM
Schreibe einen Kommentar