Ich lerne ja gerne neue Sachen, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich sehr optimistisch bin. Zu optimistisch, um ehrlich zu sein. Meistens unterschätze ich die neuen Dinge nämlich.
Im Winterurlaub zum Beispiel kam ich mit meinen Skiern überhaupt nicht klar. Nur mit Mühe und Not kam ich die mittelschweren Pisten runter. Ich sah mich also um, entdeckte ein paar Snowboarder und dachte mir: Hey, das sieht doch viel einfacher aus. Ich fahre jetzt Snowboard!
Gesagt, getan. Leider war es aber nicht einfacher als Skifahren. Ich habe mich selten so sehr verschätzt. Ein Wunder, dass ich noch lebe…
Mit dem Tennisspielen lief es ähnlich. Ich guckte mir ein paar Tennis-Matches an und kam zu dem Schluss: Sieht spaßig aus – das lerne ich im Handumdrehen! Letzten Endes hat es zwei Jahre gedauert, bis es mir endlich möglich war, den Ball wenigstens im Spiel zu halten. Nach vier Jahren lerne ich tatsächlich immer noch neue Techniken! Es scheint kein Ende in Sicht, aber Spaß macht es trotzdem.
Klavierspielen lernen auf YouTube?
Und nun also Klavier: Klingt wunderschön und sieht doch machbar aus, fand ich. Vor Klavierstunden habe ich mich trotzdem gescheut. Vielleicht ahnte ich dank meiner Vorerfahrungen (siehe oben), dass da doch ein ganzes Stück Arbeit auf mich zukommen würde.
Mal ganz unverbindlich reinschnuppern kann man in Online-Musikkurse. Irgendwo habe ich gelesen, dass sogar welche auf YouTube angeboten werden. Ja, wirklich, man kann auf YouTube kostenlos Klavierspielen lernen! Wenn das nicht demokratisch ist: Steht jedem zur Verfügung (der Internet und ein Keyboard/Klavier hat), der Fahrtweg zur Musikschule entfällt, der nur einmal jährlich kündbare Vertrag mit der Musikschule ebenfalls – und man wird nicht bewertet. Was will man mehr?
Ich habe mich gleich auf „Für Elise“ gestürzt, ein Klassiker und laut Musiklehrer Thomas Forschbach auch wahnsinnig gut für Anfänger geeignet, da sehr einfach. Im Endeffekt ist es natürlich überhaupt nicht einfach – oder ich stelle mich nur total blöd an. Ich habe drei Stunden Zeit investiert und kann den Refrain immer noch nicht richtig.
Allerdings muss ich das Stück auch auswendig spielen, denn auf YouTube gibt es keine Noten. Ich beobachte also den Lehrer, spiele nach, was er vormacht – und versuche, mir alles zu merken. Das ist ein bisschen viel für mein Erwachsenengehirn. Immerhin kann ich mir die Zeit fürs Lernen gut einteilen. Über den Tag verteilt immer mal wieder zehn Minuten. Das überfordert nicht, kleine Fortschritte beobachte ich trotzdem immer wieder. Und das stimmt mich echt glücklich.
Sport und Musik haben einen echt gewichtigen Vorzug: Sie befördern dich kurzerhand komplett raus aus dem Alltag. Und außerdem:
Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen.
Friedrich Nietzsche
MM
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