Mit den Blue Mountains auf Jamaika haben wir erstmals einen echten Regenwald besucht – mit einer Luftfeuchtigkeit, die permanent bei über 80% lag. Waren unsere Klamotten einmal vollgeschwitzt oder vom Regen nass geworden, konnten wir uns sicher sein: Die trocknen nicht mehr. Entsprechend mufften wir am Ende unseres Urlaubs…
Unsere Jamaika Urlaub Erfahrungen
Doch zurück zum eigentlichen Aufenthalt und damit zur Botanik: In diesem warm-feuchten Klima wächst natürlich alles prächtig. Die Umgebung kam mir vor wie ein riesiger Botanischer Garten mit lauter Pflanzen, die ich eigentlich als Zimmerpflanzen kenne oder die hierzulande als nicht frosthart gelten. “Fleißiges Lieschen” (Impatiens walleriana) zum Beispiel begegnete uns an den Straßenrändern. Auch ganze Teppiche von Kapuzinerkresse sahen wir dort.
Ein Garten Eden
Noch imposanter waren natürlich die Bäume, allen voran die riesigen Mangobäume mit ihren zahlreichen Früchten. Von den Mangos gab es tatsächlich so viele, dass die Leute sie nicht mehr selbst essen mochten, sondern ihren Ziegen überließen. Immerhin sie fraßen die Mangos überaus gern. Auf einer geführten Wanderung wurden uns noch viele weitere Pflanzen gezeigt und erklärt. Gemerkt habe ich mir davon nur ganz wenige. -Zum Beispiel die unscheinbar aussehende Jackfruit, die nach Käsefüßen stinkt, aber ganz lecker schmeckt.
JACKFRUIT – sie ist die grösste Baumfrucht der Welt und kann bis zu 50 kg schwer werden. Die zylindrig- runden, grün-gelb genoppten und rauhschaligen Früchte wachsen direkt am Stamm. Das feste Fruchtfleisch ist reif gelb und schmeckt wie Papaya, Mango und Ananas zusammen. Es duftet ein wenig nach „Misthaufen“, überreife Früchte verströmen sogar einen aasähnlichen Geruch.
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Ebenfalls unbekannt war mir bis dato die Soursop. Auf Deutsch heißt sie wohl Stachelannone (Annona muricata), was sich auf das Aussehen der Frucht bezieht. Damit ähnelt sie ein wenig der stachligen Schale unserer Kastanien. Allerdings ist die Soursop wesentlich größer. Die Früchte werden roh gegessen oder zu Säften weiterverarbeitet.
Ansonsten gab es noch viele Klassiker zu bewundern: Bananen, Ananas, Kokosnüsse, Papayas, Orangen, ja selbst Kakao!
Warum der Blue-Mountain-Kaffee so besonders ist
Die Kaffeepflanzen blühten gerade und verströmten einen wunderbaren Duft. Ihre Blüten erinnerten an die des echten Jasmins. Der Kaffee selbst schmeckte sehr mild. Er hatte überhaupt keine Säure und war auch nicht sonderlich bitter. Vor Ort haben wir ihn jeden Morgen getrunken. Hierzulande ist er leider sehr teuer, denn er ist rar.
Dass kaum Bohnen exportiert werden, liegt vor allem daran, dass die Japaner ganze Plantagen aufgekauft haben und exklusiv für ihre Landsleute produzieren lassen. Die japanischen Kaffeetrinker setzen fast ausschließlich auf die jamaikanischen Luxus-Kaffeebohnen. Wenn schon, denn schon…
Wenn ich heute an meinen Urlaub in der Karibik zurückdenke, dann erinnere ich mich vor allem an die Natur, die mich wirklich beeindruckt hat. Sie war so ziemlich das ganze Gegenteil von der hiesigen Landschaft und wirkte somit nur allzu oft geradezu unwirklich auf mich.
Wenn die Schönheit getrübt wird
Durchgehend schön ist die Landschaft allerdings nur dort, wo keine Menschen wohnen. Denn die hinterlassen nahezu überall ihren Müll. Dass man den Abfall auch sammeln und dann in den nächstgrößeren Ort bringen könnte, wo es eine Müllabfuhr gibt, kommt offenbar wenigen in den Sinn. Die Wege waren also gesäumt von bunten Plastikverpackungen.
Das hat mich insbesondere deshalb verwundert, weil die Jamaikaner ihren Regenwald eigentlich zu schätzen wissen: sie roden selten Bäume, ihre Häuser bauen sie aus Stein und Beton. Darüber hinaus nutzen sie nur organischen Dünger für ihre Kaffeeplantagen.
Besonders auffällig waren die vielen Autos, die am Wegesrand parkten und vor sich hin rosteten. Leider macht sich niemand die Mühe, sein altes Fahrzeug zum Schrottplatz zu transportieren. Geld für die Reparatur haben die wenigsten – und um selbst daran herumzubasteln, fehlt wahrscheinlich das nötige Know-How. Fährt das Auto nicht mehr, wird es eben stehengelassen. Für immer.
Und wie sind die Leute so?
Wir wollten in unserem zweiwöchigen Urlaub möglichst viel von Jamaika kennen lernen, denn auf Grund der großen Entfernung werden wir das Land bestimmt kein zweites Mal besuchen. Also haben wir den Aufenthalt zweigeteilt: Die erste Woche verbrachten wir einen typischen Strandurlaub in einem sehr touristischen Ort namens Negril. In der zweiten fuhren wir in die bereits angesprochenen Blue Mountains, die sehr nahe an der Hauptstadt Kingston liegen.
In den Bergen fand ich es sehr viel angenehmer. Dort oben gibt es keine Hotels, geschweige denn Resorts, sondern höchstens Gästehäuser, die vorwiegend von Einheimischen betrieben werden. Deshalb waren wir fast die einzigen Weißen weit und breit – und wurden entsprechend neugierig beäugt. Nicht nur das, wir kamen auch gleich mit den Leuten ins Gespräch, denn auf Jamaica gibt es kaum Wegweiser oder Touristen-Informationen. Wenn man etwas wissen will, muss man die Leute halt anquatschen. Meistens sind sie uns sogar zuvorgekommen und haben gefragt, ob sie uns weiterhelfen können.
Man lud uns auch ein. Wer kifft und Alkohol trinkt, kommt übrigens am besten ins Gespräch, denn die Jamaikaner sind stolz auf ihr Weed und ihren Rum – und freuen sich, wenn der Tourist sie ebenfalls zu schätzen weiß. Hinzu kommt bei den Jamaikanern noch eine ausgeprägte Leidenschaft fürs Feiern. So klein und primitiv ihre Häuser auch sein mögen, in keinem darf eine Musikanlage fehlen. Die wird dann aber auch voll aufgedreht, egal zu welcher Uhrzeit. Selbst im entlegensten Tal wurden wir also von Reggae-Rhythmen geweckt und sind bei Reggae-Rhythmen abends eingeschlafen. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen…
Jeden Freitag finden die offiziellen Partys statt. Dann kochen die einzelnen Communities (so nennen sich die Dörfer dort) zusammen, drehen die Musik noch lauter auf und feiern gemeinsam bis in die Morgenstunden. Ich habe nie zuvor ein so lautes Völkchen erlebt. Als ich mich nach unserer Rückkehr das erste Mal abends in mein Bett legte, kam es mir im Schlafzimmer totenstill vor. Das war mir richtig unheimlich.
Da die Jamaikaner von ihrer Regierung wenig halten, organisieren sie alles selbst und scheinen eine Art Kommunismus zu leben. Das erzählte uns ein megasympathischer Mann, dem wir zufälligerweise fast täglich begegneten. Er zeigte uns seinen kleinen Laden, den er zu einer Bar ausbauen wollte. Dafür hatte er alle möglichen Freunde und Nachbarn zusammengetrommelt. Selbst die Kinder helfen bei solchen Aktionen mit! Jedenfalls stehen sie füreinander ein. Wenn zum Beispiel jemand gerade kein Geld hat, kochen seine Nachbarn für ihn. Wenn einer ein Haus baut, helfen alle Dorfbewohner mit. Und wenn eine Straße vom Regenwasser weggespült wird, bauen sie sie zusammen wieder auf.
Die Straßen sind prädestiniert für Geländewagen
Wobei ich anmerken muss, dass die Straßen auch wie selbstgebaut aussehen: Supersteil, weil man auf Serpentinen verzichtet hat, und voller tiefer Schlaglöcher. Wege, die prädestiniert sind für Geländewagen, die wir jedoch mit einem unglaublich schwach motorisierten “Lowrider” befuhren.
Zugegeben, das geht auf meine Kappe, denn dank meiner ausgeprägten Abneigung gegen SUV’s durfte sich mein Mann bei der Autovermietung kein solches Schlachtschiff aussuchen. Hätte er nämlich gerne… Aber ich konnte ja nicht wissen, dass die Straßen in einem solch desolaten Zustand sind. An einigen Stellen dachten wir schon, dass das Auto gleich wieder rückwärts den Berg runterrollt, statt vorwärts zu fahren. Es war echt kritisch. Außerdem setzten wir immer wieder mit dem Unterboden auf, was sich schlimm anhörte. Glücklicherweise wurde der bei der Abgabe des Autos nicht in Augenschein genommen. Puh!
Reise-Infos Jamaika Blue Mountains
Beste Reisezeit ist Dezember bis April, danach beginnt die Regenzeit. Wir haben die Osterferien dort verbracht: Es war sommerlich warm, aber sehr feucht. Beinahe täglich hat es geregnet, aber zum Glück nicht durchgehend. Das Wetter ist wechselhaft. Typisch Regenwald eben.
Wir waren in der Nähe von Kingston – in einem kleinen Ort namens Irish Town. Etwas weiter oben liegt das Prince Valley. Unsere Unterkunft nannte sich deshalb Prince Valley Guesthouse. Da die Webseite noch nicht fertig ist, verlinke ich die Facebook-Seite der Unterkunft. Gebucht haben wir über Booking.com.
Das Guesthouse wird von einem sehr sympathischen Jamaikanisch-Amerikanischen Paar geführt. Auf Nachfrage organisieren sie Wanderungen oder geben Tipps zu Routen und Ausflugszielen in der Region.
Gekocht wird vor Ort von einem ebenfalls supernetten jamaikanischen Koch, der vor allem Zutaten aus dem eigenen Garten verwendet.
Ernährung
Auf Jamaica kann man sich quasi nur gesund ernähren, was den Nebeneffekt hat, dass man mit ein paar Kilo weniger auf den Rippen nach Hause zurückkehrt. Trotzdem ist das Essen sehr lecker und bekömmlich, allerdings ziemlich teuer. Andere Restaurants und Cafés auf Jamaika rufen ungefähr dasselbe Preisniveau auf. Essengehen ist auf der Insel eben teurer als hierzulande.
Preisniveau
Lebensmittel sind auf Jamaika generell teurer als in Deutschland, selbst einfache Grundnahrungsmittel. Eine Kugel Eis kostete umgerechnet 4 Euro. Auch für Benzin haben wir etwas mehr bezahlt: etwa 2,50€/Liter. (Nach dem Urlaub kommen mir die Lamenti über Preissteigerungen hierzulande total lächerlich vor, denn die Jamaikaner verfügen über weitaus geringere Gehälter, haben aber im Schnitt viel höhere Ausgaben.)
Bezahlt wird mit Jamaikanischen Dollar und US-Dollar gleichermaßen. Barzahlung wird bevorzugt, was zu langen Schlangen an den wenigen Geldautomaten führt. Man sollte also Geduld mitbringen.
Strandurlaub
Wem der Regenwald allein nicht genügt: Weiße Strände und türkisblaues Meer findet man in Jamaika natürlich auch. Der 7 Mile Beach zum Beispiel sieht aus wie das wahrgewordene Karibik-Klischee. Er befindet sich im Touristen-Hotspot Negril, wo wir unsere erste Woche verbracht haben. Dort reiht sich eine Hotelanlage an die nächste. US-Amerikaner feierten vor der Corona-Krise gerne ihren Spring Break in Negril. Man darf sich also auf viele laute Partys einstellen…
Direktflüge gibt es nur von Frankfurt/Main aus, zum Beispiel mit Condor. Ansonsten muss man halt mit Zwischenstopps und/oder Umsteigen Vorlieb nehmen. Wir sind mit Air Canada über Toronto geflogen und das war echt langwierig, also nicht zu empfehlen. Ich hoffe, unsere Jamaika Urlaub Erfahrungen verhelfen auch dir zu einem unvergesslichen Urlaub 🙂
MM
Hallo Anne! Lieben Dank, dass du unseren Jamaikablog erwähnt und verlinkt hast. touchinjamaica.com wird zwar von vielen (Reise)- Bloggern zur Inspiration und Information genutzt, aber selten wird unser Blng im jeweiligen Beitrag verlinkt.
Jamaika scheint euch ja gefallen zu haben, was uns natürlich sehr freut wir sind seit der ersten Minute Schock verliebt und freuen uns natürlich wenn andere Reisende diese Liebe teilen. es ist natürlich nicht einfach alle Aspekte dieser vielseitigen und interessanten Insel lieben zu lernen. mit einer guten Vorbereitung schafft man aber auf jeden Fall schon mal die Grundlagen dafür. Jamaika tickt halt wirklich anders und ist wieder mit Thailand (das passiert noch häufig) noch mit einer anderen Karibikinsel zu vergleichen. jamaika ist eben einzigartig und es wird in 10 Jahren nie langweilig die Insel zu bereisen.
Mir sind übrigens auch keine Fans von auffälligen Autos und waren skeptisch. Aber für Jamaika, speziell für die Blume Mountains, sind sehr echt gut zu gebrauchen, gerade weil sie etwas mehr Bodenfreiheit haben als andere Modelle. Die Bergbewohner haben sogar oft Jeeps oder Pick Ups. Es hat sich für uns bis jetzt immer ausgezahlt, da etwas mehr zu investieren, wir hatten z.B. noch nie einen Schaden zu verzeichnen, noch nicht mal einen platten Reifen, was der häufigste Schaden ist, den Reisende mit dem Mietwagen in Jamaika beschreiben.
Was euren Reiseablauf betrifft, habt ihr ja selbst gemerkt, dass es andersherum etwas geschickter gewesen wäre, dann hätten die Klamotten gut in der Sonne von den Grill trocknen können. Ich finde es sehr gut, dass ihr euch auf zwei Orte konzentriert habt, während andere am liebsten die ganze Insel in einer Woche umrunden möchten.
Im Prince Valley Baumhaus waren wir tatsächlich auch 2017 bei unserer ersten Tour im Mietwagen. Das Essen IST vergleichsweise wirklich teuer und als wir dort waren, hatte das Baumhaus noch keine Dusche. Man hätte im Haupthaus duschen können. Wir hatten dort nur 2 Nächte. Was wir jetzt wirklich empfehlen können, sind die Holzhäuser im Holywell Park, die sind sehr gut ausgestattet. Das ist zwar eher etwas für Selbstversorger, aber Einkaufen kann man in Kingston oder wenn man vom Norden/Osten her kommt, in Ocho Rios, Port Maria oder Port Antonio. Am Wochenende hat auch das Bistro im Park geöffnet.
Direktflüge aus Europa gibt es momentan außer von FRA mit Condor auch von Zürich mit Edelweiss, LHR oder LGW (beides London) mit bspw. British Airways oder Mailand mit Neos Air. Wir sind Fans von British Airways geworden, weil das die einzige Fluggesellschaft war, die auch 2020/2021 direkt und verläßlich nach Jamaika flog. Außerdem ist der Service ggü. Condor besser. Ob man nun nach Frankfurt od. London anreist, macht für uns keinen Unterschied. Nach London Gatwick fliegt z.B. Easyjet auch vom BER. 😉 Vielleicht helfen diese Tipps noch anderen Reisenden. Herzliche Grüße – Dörthe
Hey Dörthe,
deine Tipps helfen definitiv bei der Reiseplanung – vielen lieben Dank dafür! Gerade wenn man die Reise selbst plant, also keinen typischen All-inclusive-Urlaub bucht, ist man wirklich gut beraten, wenn man auf die (positiven) Erfahrungen jener setzt, die einen Urlaub bereits hinter sich haben oder gleich dort hin ausgewandert sind – so wie ihr! 🙂
Liebe Grüße und alles Gute für euch!!!
Hallo Anne, ich sehe jetzt erst deine Antwort zu meinem Kommentar. nein wir sind eben nicht nach Jamaika ausgewandert, sondern besuchen die Insel seit 2013 so ein- bis zweimal im Jahr.
Natürlich hatten auch wir schon den Gedanken, nach Jamaika auszuwandern, haben diesen aber wieder recht schnell verworfen respektive verschoben. Ganz vom Tisch ist die Auswanderung noch nicht, aber wir arbeiten auch nicht intensiv darauf hin.
Die Auswanderungserfahrungen, die wir schon haben (wir leben in der Schweiz und Lars hat auch schon in Island gelebt), lehrten uns, gut abzuwägen. Und Jamaika tickt noch mal ein ganzes Stück anders, wir bleiben jetzt erstmal bis zur Rente hier und schauen, wohin es für uns geht. Liebe Grüsse – Dörthe
Stimmt, es macht einen großen Unterschied, ob man im Rahmen einer Reise zu Besuch ist oder 24/7 an einem anderen Ort lebt. Gerade Jamaika unterscheidet sich stark von unserer mitteleuropäischen Lebenswelt. Habt ihr dort Bekannte, die ihr immer wieder besucht oder macht ihr ganz klassisch Urlaub?
LG Anne
Hallo Anne, wir haben mittlerweile schon einen Bekanntenkreis und ein paar Menschen, die wir zu unseren Freunden zählen. Unsere Aufenthalte in Jamaika sind immer anders und meistens ein Mix aus allem. Die ersten 3 Mal haben wir klassisch Urlaub gemacht mit fester Basis und Touren mit Tourunternehmen unternommen. Dann haben wir begonnen, Jamaika mit den Mietwagentouren intensiver zu erkunden.
Das wurde mit der Zeit immer anstrengender und wir haben lernen müssen, zu entspannen. Wir wechseln jetzt nicht mehr so oft die Unterkunft und haben meist ein paar Tage in einem netten Hotel im Reiseplan. Urlaub ist ja eben auch, dass man sich um nichts kümmern muss, das geht in einem Al-Inklusive ganz gut. Jetzt, wo wir schon recht viel erkundet haben, haben wir auch nicht mehr das Gefühl, dann etwas zu verpassen.
Sogar mit Negril haben wir uns ein wenig angefreundet. Zum Entspannen ist die Ecke ganz brauchbar. :)))