Gefunden: Ein Ort zum Wurzeln schlagen

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Ich schätze, ich habe meine depressive Phase nach dem Urlaub seit gestern endlich überwunden. Das wurde aber auch Zeit! Ich hatte schon die Befürchtung, ich müsste nun wirklich einen Psychologen aufsuchen. Und auf so einen Heckmeck habe ich echt keine Lust.

Bleibt die Frage, ob es nicht kontraproduktiv ist, Urlaub zu machen. -Oder sagen wir: Einen besonders schönen Urlaub zu verleben. Ich hatte diesen Sommer den wohl schönsten Urlaub meines Lebens, um danach für eine knappe Woche in ein riesiges schwarzes Loch zu fallen. Erst dachte ich, das seien nur die Nachwirkungen des Jetlags. Zudem müssen wir jetzt nicht nur früh aufstehen, sondern noch früher als gewohnt, weil die neue Schule unserer Tochter halb acht beginnt, doch meine Stimmung war durchweg so düster, dass es nicht nur an der Zeitverschiebung liegen konnte.

Da ich im Grunde zufrieden bin mit meinem Leben, fragte ich mich natürlich die ganze Zeit, weshalb es mich trotzdem so depressiv stimmt, wieder zu Hause zu sein, aber ich fand lange keine Antwort darauf. 

Auf einer Reise gewinnt man immer wieder Einblicke in ein Leben, wie es sein könnte. Man trifft liebenswerte Menschen. Man hat die Freiheit, jeden Tag selbst zu bestimmen, wie man seine Zeit gestaltet: Heute ins Museum oder doch lieber in die Mall? An den Strand oder in die Berge?  

Insbesondere an einer Station unseres Roadtrips (ich werde wahrscheinlich an anderer Stelle noch mal näher darauf eingehen) hatte ich das Gefühl, endlich den Ort gefunden zu haben, von dem ich unbewusst immer geträumt hatte. Und dann trafen wir dort auch noch auf so herzliche Menschen, die uns gleich einluden und erzählten, wie günstig die Immoblienpreise sind und dass sie uns aus dem Stand mehrere Häuser empfehlen könnten, die zum Verkauf stünden. Und ich dachte mir nur, wow, das ist zu schön, um wahr zu sein. Und das war es leider auch, denn dieser Ort befindet sich acht Flugstunden und zusätzliche fünf Autostunden weit entfernt von hier. Erreichbar nur, wenn man dafür so vieles andere aufgibt. Aufgeben würde.

Wahrscheinlich war es das, was mich so unglaublich heruntergezogen hat: die Diskrepanz zwischen dem, was ich erblickt habe und nun ersehne, aber nicht erreichen kann. 

Ich habe schon Angst vorm nächsten Urlaub…

MM


Beitragsbild: zeigt den Garten unseres Ferienhauses im Morgenlicht, Morrill, Maine (USA)


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2 Kommentare

  1. Queen All

    Wow, eigentlich wünscht man doch jedem einen besonders schönen Urlaub. Das der dann aber solche Nachwirkungen hat, ist wirklich deprimierend.
    Die Welt ist voller wunderschöner Orte und trotzdem freue ich mich auch immer wieder auf zu Hause (obwohl es nicht am Meer liegt und ich da wieder selber putzen muss). Auch die schönsten Sehnsuchtsorte haben ihre guten wie auch ihre nicht so guten Seiten. Letztere sieht man durch die rosarote Urlaubsbrille vielleicht nicht – z.B. könnte ich auf Tropenstürme und giftige Tiere gut verzichten, finde die Tropen aber sehr lebens- und erstrebenswert. Und vielleicht kann man ja ein der eigenen Situation doch langfristig etwas ändern, damit man sich auch zu Hause wieder glücklich fühlt…
    Liebe Grüße und einen unterirdisch schlechten, verregneten nächsten Urlaub 😉

    • Miss Minze

      Oje-oje, ich weiß nicht, ob ich dir danken oder mich fürchten soll 😉
      Tatsächlich habe ich mich bislang nach jedem Urlaub wieder auf mein Zuhause gefreut, nur eben diesmal nicht. Und das lag eindeutig an den Leuten, die so zugänglich, offen und freundlich waren. Aber du hast recht: Im Urlaub erlebt man natürlich nur einen kleinen Ausschnitt des dortigen Alltags. Sehr wahrscheinlich würde ich meine Meinung noch mal revidieren, wenn ich mehrere Monate oder Jahre an diesem Ort leben würde – und dann nicht mehr ganz so positiv gestimmt sein.
      LG Anne

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