Als wir vor drei Jahren in unser neues Heim gezogen sind, herrschte Aufbruchstimmung. Die Gartengestaltung freute uns beinahe noch mehr als das Haus einzurichten. Mit zig Gartenmagazinen und -büchern im Gepäck und voller Tatendrang machten wir uns ans Werk, die vorhandene Ödnis aus Sand und Recycling zu begrünen. Leider nur bedingt mit Erfolg…
Klar, es ist jetzt überwiegend grün, wenn man aus dem Fenster schaut. Dummerweise sieht es trotzdem nicht so richtig nach Garten aus, sondern eher nach „gewollt, aber nicht gekonnt“.
5 Fehler, die fast jedem Neu-Gärtner unterlaufen
Was habe ich mir doch für Arbeit gemacht. Dabei wäre es viel einfacher und billiger gegangen. Zum Beispiel hätte ich gleich einen Laster mit ein paar Tonnen Blumenerde bestellt, statt Jahr für Jahr Säcke zu schleppen und die vorhandene Erde bei jeder Pflanzung auszutauschen.
Und: Ich hätte so gut wie keine Pflanzen gekauft. Stattdessen hätte ich überall Blumensamen hingestreut und Blumenzwiebeln in den Boden gesetzt. Es wäre so viel günstiger gewesen, aber mit weniger Aufwand verbunden. Stattdessen jedoch bin ich noch in viele weitere Fettnäpfchen getreten:
1. Keine Raumaufteilung mit Hilfe von Gartenwegen
Gartenwege hielt ich für überflüssig, obwohl mir beim Anlegen meines Waldgartens von Anfang an klar war, dass ich ihn in mehrere „Räume“ unterteilen würde. Schließlich war der Boden eben – und man konnte ja auch über Gras laufen, so meine Überlegung. Mittlerweile weiß ich, dass man nicht nur pragmatisch denken sollte.
Wege verleihen dem Garten nämlich Struktur, indem sie in die einzelnen (vorher eingeteilten) Gartenbereiche führen und den Garten so erlebbar machen. Dabei müssen die Wege keinesfalls sehr breit sein oder aus teuren Materialien gefertigt. Oft reichen schon Pfade aus Rindenmulch, Sand oder Kies.
Was die Raumaufteilung des Gartens angeht, so sollten die einzelnen Flächen (zum Beispiel Steingarten, Nutzgarten) unterschiedlich groß sein, denn das erzeugt Spannung. Der Rasen sollte zum Beispiel ein oder zwei Drittel des Gartens einnehmen.
2. Rasen wuchern lassen
Apropos Rasen: Ob Rollrasen oder Rasensaat, wir haben das Gras unbegrenzt wachsen lassen. Rasenkanten haben wir nicht verwendet, was dazu führte, dass sich die Rasenfläche ungeniert verbreiterte. Dadurch wurden nicht nur viele Stauden verdrängt, die rund um die Rasenfläche wuchsen. Auch einzelne Bäume und Sträucher wurden in ihrer Entwicklung gehemmt. Schließlich nimmt ihnen das dichte Gras Wasser und Nährstoffe.
Insbesondere junge Bäume sollten von Gras befreit werden, um ihnen das Anwachsen zu erleichtern. Damit rund um den Stamm kein Gras mehr wuchert, kann man den Boden zum Beispiel mit Rasenschnitt oder Rindenmulch bedecken. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass wirklich kein Gras mehr durchkommt, legt unter den Mulch noch Unkrautvlies, Zeitungen oder Pappe aus.
Es hat wahnsinnig viel Arbeit gemacht, das ganze unerwünschte Gras wieder zu entfernen (ich habe es mit einem Spaten abgestochen und die Löcher mit Blumenerde aufgefüllt). Eine Rasenkante aus Metall soll nun als Wurzelsperre fungieren, damit sich der Rasen nicht noch einmal derart breitmacht.
3. Dem Unkraut eine Chance geben
Was ist schon Unkraut?, dachte ich mir im ersten Gartenjahr. Das sind doch auch nur Pflänzchen, die ein Recht auf Leben haben. Vermutlich wachsen sie noch zu wunderschönen Blumen heran – oder erweisen sich zumindest als nützlich.
Pustekuchen. Das Unkraut war und blieb hässlich, wurde immer größer und zahlreicher , aber seine Nützlichkeit habe ich immer noch nicht erkannt. Oh ja, man kann natürlich Tee aus den Blättern der Brennnessel zubereiten, aber dazu musst du die Dinger erstmal unter Schmerzen ernten. Nein, danke.
Bei mir wird nun rigoros gesprüht, gerupft und gezupft.
Leider habe ich zu spät damit angefangen. Mittlerweile hat das Unkraut definitiv die Oberhand gewonnen. Es sprießt einfach überall, weil es sich längst millionenfach versamt hat. Da hilft auch kein Unkrautvlies mehr, nicht einmal Rindenmulch! Es ist zum Verrücktwerden.
Jetzt – im dritten Gartenjahr – starte ich einen neuen Anlauf. Zumindest aus meinen Stauden- und Kräuterbeeten werde ich das Unkraut händisch entfernen und danach sofort Blumensamen aussäen, die hoffentlich schneller keimen als das Unkraut – und sich danach ebenfalls per Versamen ausbreiten. Einige dieser Pflanzen (z.B. Ringelblume, Raps und Buchweizen) lassen sich auch als Gründünger verwenden. Sie verdrängen (angeblich) Unkraut und werten den Boden auf.
Die bislang gepflanzten Stauden und Kräuter haben jedenfalls keine Chance gegen die invasiven „Beikräuter“, wie sie politisch korrekt heißen. Sie sprießen quasi mitten in den Pflanzen drin, also dort, wo man nicht mehr zupfen kann.
Manchmal frage ich mich, ob ich den Kampf nicht einfach aufgeben sollte. Doch dann würden alle teuer erworbenen Pflanzen vom Unkraut verdrängt, da es ihnen Nährstoffe, Licht und Wasser nimmt. An einigen Stellen im Garten ist dies ohnehin längst geschehen.
4. Stauden statt Saatgut
Wer an ein Blumenbeet denkt, hat zumeist die klassischen Stauden vor Augen: Rosen, Lavendel, Sonnenhut, Astern usw. Davon kaufst du teuer einzelne Pflanzen in der Gärtnerei und wunderst dich, dass dein Blumenbeet einfach nicht an Umfang zulegt. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sich Stauden ausbreiten. Bis dahin wirkt das Beet leider ziemlich leer.
Viel günstiger gestaltet sich ein Staudenbeet, wenn man in die Lücken Blumensamen (oder Kräuter) sät, statt immer wieder Stauden nachzukaufen.
Es mag ein Weilchen dauern, bis die Samen keimen und tatsächlich zu Blumen heranwachsen, trotzdem hast du am Ende ein farbenprächtiges Beet. Gerade bei großen Flächen lohnt sich das Säen. Im (Online-) Handel werden bereits fertige Samenmischungen angeboten, die perfekt auf den Standort und die Bodenverhältnisse abgestimmt sind.
Im Laufe der Zeit wird sich zeigen, welche Pflanzen davon besonders gut in deinem Garten gedeihen. Auf diese kannst du dann verstärkt zurückgreifen, wenn du weitere Blumenrabatten anlegen willst.
5. Ein Kuddelmuddel pflanzen
Eigentlich wusste ich von Anfang an, dass man bei der Bepflanzung des Gartens einer klaren Linie folgen sollte. Komischerweise habe ich mich trotzdem dazu hinreißen lassen, so gut wie alles zu pflanzen: Tannenbäumchen, Obstbäume, Bambus, Heidekraut, diverse Ziergräser, Hortensien, Nussbäume, Kiefern, Erdbeeren etc. Und so ist mein Garten zum Kuddelmuddel verkommen.
Im Grunde wäre es so einfach gewesen, dem Einhalt zu gebieten. Ich hätte mich lediglich auf einige wenige Sorten Bäume, Sträucher und Stauden beschränken müssen. Diese Einheitlichkeit strahlt Ruhe aus und setzt nur wenige Highlights, die auf Grund ihrer Rarität besonders wirkungsvoll sind.
Und nun? -Bräuchte ich einen neuen Garten, um noch mal von vorn anzufangen, und zwar fehlerfrei! Bei den derzeitigen Grundstückspreisen bleibt dies jedoch ein kühner Traum. Vermutlich wäre jetzt Ausmisten angesagt… Das Gärtnern, es hört wohl nie auf. Aber seien wir ehrlich: viel mehr kannst du in der Vorstadt mangels Alternativen eh nicht machen.
MM
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