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Eine Freundin führt mich hin und wieder durch ihren Garten, so stolz ist sie auf alles, was dort blüht und gedeiht. Nur ihren Rasen mag sie nicht sonderlich. Jedenfalls entschuldigt sie sich immer für das viele Moos, das dort wächst. „Es ist eben zu schattig für einen schönen Rasen“, bedauert sie.

Dann frage ich mich immer, weshalb sie sich rechtfertigt für ihren Moos-Rasen. Er ist grün und begehbar. Was will man mehr? Ich wünschte, ich hätte Moos anstelle meines Rasens. Dann müsste ich wenigstens nicht mehr mähen.

Rasenmähen ist so ziemlich die schlimmste Gartenarbeit. Getoppt wird es nur noch vom Unkrautzupfen. Du schiebst einen superlauten Apparat vor dir her, der dich zu allem Überfluss die ganze Zeit in stinkende Abgase hüllt, und stirbst innerlich den geistigen Tod. Daher mähe ich nur quartalsweise. Im Gegensatz zu meinen Nachbarn, die wöchentlich ihre Rasenmäher anwerfen – vorzugsweise abends. Immer dann, wenn ich gerade meine Lieblingsserie angeschaltet habe. Juhu.

Doch zurück zum Moos: Was ist falsch am Moos? Warum ängstigt sich der Gärtner so sehr vorm Moos, dass er es mit allen Mitteln bekämpfen muss? Schließlich greift er tief in die Tasche, kauft Vertikutierer, Dünger, Kalk und Rasen-Repair-Kits. (Oh, ja, die Industrie ist längst auf den Zug aufgesprungen…)

Weil es sein Werk zerstört. Er steckt Zeit, Energie und Geld in seine Kreation, sein grünes Paradies, erschaffen nach seinen ureigensten Vorstellungen. Und dann kommt die verdammte Natur dazwischen. Moos. Im. Rasen.

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Oder Löwenzahn oder Klee oder unerwünschte Gräser. Richtig gelesen. Flauschig weiches Rasengras ist dem stacheligen Unkautgras natürlich um Welten überlegen. Der Gärtner kennt den Unterschied. Er ist schließlich ein Kämpfer, der die Ordnung wiederherstellt. Immer und immer wieder. Denn seinem Gegner, der Natur, geht die Puste nicht aus. Schlimmer noch, sie hat den längeren Atem. Wenn der Gärtner längst unter der Erde liegt, versamt sie sich noch immer. Und das Moos verdrängt den Rasen. Ha!

Solche Grundstücke sehe ich oft hier. Verlassene Gärten, die sich die Natur zurückerobert hat. All das Jäten und Vertikutieren waren ein Kampf gegen Windmühlen. Oder Beschäftigungstherapie.

Die Rebellion des Unkrauts

Dieselbe Freundin klagt hin und wieder, dass sie eigentlich nie dazu kommt, ihr Gartenglück zu genießen, denn immer, wenn sie in ihren Garten blickt, sieht sie nur Baustellen: hier eine Staude, die etwas Dünger braucht, dort der Rasen, der vertikutiert und neu ausgesät werden muss, weiter hinten die Hecke, deren Formschnitt schon viel zu lang zurückliegt. Zu tun gibt’s immer etwas. Ausruhen ist nicht.

Dabei könnte man kann es auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Neulich zum Beispiel hat jemand das Gras und Unkraut, das zwischen den Pflastersteinen wächst – ein wahrhaft unerwünschtes Phänomen – als eine Rebellion der Pflanzen bezeichnet. Rebellisches Unkraut. Eigentlich finde ich Unkraut total lästig, vor allem dieses invasive Zeug, das in kürzester Zeit alles zuwuchert. Aber so gesehen, ist es eigentlich ganz witzig, sich im Liegestuhl zurückzulehnen und der Natur beim Rebellieren zuzusehen.

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Entspanntes Gärtnern wünscht:

Miss Minze


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