„Dieses Jahr schenken wir uns nichts zu Weihnachten!“, verkündeten meine Eltern vor etwa drei Monaten.
„Nichts?“
„Gar nichts.“
Da fiel mir doch glatt ein Stein vom Herzen. Schließlich befreite mich diese Vereinbarung vom Druck, ein passendes Geschenk für die beiden zu finden. Doch kaum war sie ausgesprochen, schien der Damm gebrochen. Immer mehr Leute verkündeten plötzlich. Keine Geschenke, okay?!
Na gut. Keine Geschenke.
Es fragt sich zwar, was dann noch bleibt von der ach so besinnlichen Weihnachtszeit… -Jedenfalls keine materielle Belohnung fürs Schmücken, Backen, Kochen, Putzen und Bravsein das ganze Jahr lang.
Ein wenig traurig stimmte mich das schon, doch es dauerte nicht lange, bis ich mich mit diesem Gedanken angefreundet hatte. Ich brauchte mich bloß an all die Schrottgeschenke zu erinnern, die mir in der Vergangenheit überreicht worden sind.
Meine Schrottgeschenke: Eine Auswahl
Was bei einigen die Socken sind, ist bei mir der Pyjama: Über Jahre wurde mir zu jedem erdenklichen Anlass ein Schlafanzug geschenkt. Ich scherzte schon: Na, was wird mir der Osterhase wohl dieses Jahr bringen? Einen Schlafanzug vielleicht? -Und prompt landete ein Pyjama im Osternest.
Die Pyjama-Zeiten sind mittlerweile vorbei. Sie wurden abgelöst durch Alltagsgegenstände mit Weihnachtsmotiven. Oh welche Freude, wenn man die dritte Tasse mit “Merry-Christmas”-Logo auspacken darf! Superpraktisch obendrein, weil man sie das ganze Jahr über gerne nutzt. Auch in die rot-weiße Bettwäsche mit Rudolf drauf kuschle ich mich im Sommer besonders gern. Ganz zu schweigen von den unzähligen Plüsch-Rentieren und -weihnachtsmännern, mit denen ich – was bitte – anfangen soll?
Was habe ich nicht schon alles geschenkt bekommen: abgelaufene Pralinenkästen, Klamotten vom Grabbeltisch (mit prominent platzierten roten Reduziert-Stickern), einen Abreißkalender Vergessener Wörter. Zu meinen Highlights aber gehört ein Staubsauger, den man sich auf den Rücken schnallt, damit man Ghost-Busters-like seine Hausarbeit verrichten kann. Und dann wäre da noch mein absoluter Favorit: eine Anti-Aging-Creme 50+. Ich dachte, die Zahl bezieht sich auf den Lichtschutzfaktor, doch bei näherem Hinsehen erkannte ich, sie spielt aufs Alter der Benutzerin an. Ich war 30, als ich sie geschenkt bekam.
Angesichts der Fülle an Schrottgeschenken, die ich in meinem Leben bereits entgegennehmen durfte, grenzt es an ein Wunder, dass ich mir den Weihnachtszauber nie verderben lassen habe. Kein böses Wort kam über meine Lippen. Stets habe ich mich artig bedankt und danach einfach mit den Kindern gefreut, die es besser getroffen hatten. Im Gegensatz zu mir werden sie nämlich jedes Jahr gefragt, was sie sich wünschen.
Hach ja, Kind müsste man wieder sein! -Zumindest an Weihnachten.
Wie so viele Wünsche ist auch dieser fern von jedem Anspruch, verwirklicht zu werden. Insofern bleibt mir nichts anderes übrig, als die Vereinbarung zu feiern, dieses Jahr keine Geschenke zu bekommen. Und wer weiß?: Vielleicht halten wir daran fest und mir bleibt der Weihnachtsschrott auch in Zukunft erspart! Schön wär’s.
So, ihr Lieben, jetzt seid ihr dran!: Nennt mir die schrecklichsten Geschenke, die ihr je zu Weihnachten oder anderen Anlässen geschenkt bekommen habt!
Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!
MM
Nachtrag
Alle hatten sie Säcke voller Geschenke dabei, bloß mein Bruder und ich nicht, die offenbar die einzigen waren, die die Vereinbarung ernstgenommen haben. Angeblich hat sich keiner dran gestört, aber wir kamen und natürlich total verarscht vor. Denn was ist schlimmer als Schrottgeschenke? -Richtig, beschenkt zu werden, während man sich selber nicht mit Geschenken revanchieren kann.
Beitragsbild von Andrew Umansky
So wie die Katze habe ich schon manches Mal geschaut. Mein Highlight war vor vielen Jahren eine Waage von meinen Eltern. Der wenig subtile Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich damals kurzzeitig etwas zugenommen hatte. Und von der Oma eine Puppe, da war ich sechzehn!
Der Staubsauger klingt irre 😂 Ob man nun Staubflusen oder Geister jagt, macht doch fast keinen Unterschied 👻
Waaas? -Eine Waage, um Fat Shaming zu betreiben??? Boah, das ist echt böse!
Das erinnert mich ein wenig an die Almased-Phase meiner Schwiegermutter: Sie fand ihren Sohn (mein Männl) eine Zeit lang zu dick, deshalb hat sie ihm zu jedem Anlass Diät-Shakes geschenkt…